Freie Trauung – eine Alternatve?

Einführung zur Checkliste

Zur freien Trauung allg.

  1. Freie Trauung, eine Alternative?
  2. Verwechslungsgefahr! Eine Hochzeit – Zwei Rollen
  3. Ablauf einer freien Trauung (allg.)
  4. Sitzordnung
  5. Technik
  6. Musik: Musiker, Playlist, selber singen?
  7. Deko, Traubogen, Blumen, usw.
  8. Mehrsprachigkeit
  9. Dauer einer freien Trauung
  10. Der Wert eines Trauredners
  11. Das bin ich: Euer Trauredner Eike
  12. Warum hast Du die Albe an?
  13. Was ich noch sagen will …

Die freie Trauung: Das Ritual

  1. Einzug: Eine Wissenschaft für sich
  2. Begrüßung/Eröffnung
  3. Trauansprache
  4. Die Trauung I: Das (Verbindungs-) Ritual
    Trauversprechen, Traufrage, Antwort & Bestätigung
  5. Die Trauung II: Bestätigungsrituale
    Brautkuss, Ringe, (Segen)
  6. Die Trauung III: Besondere Rituale
    Passendes & Unpassendes
  7. Abschluss: Ruhig oder Vollgas?
    Der Auszug
  8. Was ich noch sagen will …

Freie Trauung (auf Mallorca) –
eine Alternative?

Also gleich vorweg – auf Mallorca heiraten ist natürlich eine Alternative. Eine super gute sogar. Aber da will  ich mit diesem Beitrag eigentlich nicht hin. Zu Mallorca als Location für Eure Trauung, dazu komm ich später noch. Ich möchte ein paar Gedanken mit Euch zu der Frage teilen, ob eine „Freie Trauung“ an sich, grundsätzlich eine Alternative zu den klassischen Varianten sein kann.

Also, schauen wir erstmal, was es denn überhaupt für Möglichkeiten zu heiraten gibt: Es gibt (1) die Standesamtliche Trauung (da kommt man in der Regel auch nicht drum herum). (2) Es gibt die kirchliche Trauung (3) und die Freie Trauung. Wenn man das so liest, ja dann ist ganz klar, die Freie Trauung ist natürlich eine Alternative. Nicht zum Standesamt, aber zur Kirchlichen Trauung. Aber ist das wirklich so? Kann man diese beiden Varianten überhaupt miteinander vergleichen?

Die Standesamtliche Trauung

Mal ganz nüchtern: Auf dem Standesamt heiraten bedeutet, seine Lohnsteuerklassen zusammenlegen und wirtschaftlich und rechtlich eine Zugewinngemeinschaft begründen. Zumindest meistens. Es sei denn, ihr regelt das via Ehevertrag anders – also das mit dem möglichen Zugewinn. Ganz sachlich gesehen, ist genau das der Kern der standesamtlichen Zusammenkunft. Nicht mehr und nicht weniger. Die Tragweite Eurer Entscheidung wird sicherlich auch auf dem Standesamt spürbar werden und eine Rolle spielen – doch der Horizont auf den ihr dabei schaut, ist von rechtlichen, steuerrechtlichen und finanziellen Dingen geprägt.

Das war irgendwie auch immer schon so. Die Hochzeit zweier Menschen hat in der Geschichte vor allem erst einmal den Zweck gehabt, rechtliche Zugehörigkeiten, Verantwortung & Pflichten zu klären (da gehe ich jetzt nicht näher drauf ein). Vielleicht war das aber auch mal der Grund, das Martin Luther gesagt hat: „Die Ehe ist ein weltlich Ding …!“ und Deckel drauf. Wer weiß …

Die Ausrichtung einer Freien Trauung?

Das alles spielt zum Glück bei einer freien Trauung keine Rolle. Der Horizont auf den ihr bei dieser Variante schaut, ist  eben gerade das nicht: „weltlich“. Eure Trauung hat einen zutiefst persönlichen/emotionalen  Horizont. Bei der freien Trauung steht ihr als liebende Menschen im Mittelpunkt. Der Fokus ist auf Euer Leben, auf Eure Entwicklung als Mensch, als Paar und auf all das gerichtet, was Euch verbindet, prägt und ggf. dabei auch im Weg steht.

So gesehen ist eine Freie Trauung keine Alternative, sondern überhaupt die einzige Variante von Trauung,  bei der ganz zentral im Mittelpunkt Eure Liebe, Euer Leben und Eure Entscheidung füreinander steht. Sicher – auch bei der kirchlichen Variante ist das irgendwie mit an Bord, aber ist ganz sicher nicht (mehr) der wichtigste Aspekt der Trauung. Die engen Verflechtungen der Kirche mit dem Staat – und das über Jahrhunderte hinweg – hat auch ihren Fokus, ihre theologische Aussage und damit auch die Liturgie geprägt.

Die kirchliche Trauung

Wie ihr sicher gelesen habt, habe ich jahrelang in der evangelischen Landeskirche als Prädikant gearbeitet. Das ist sowas, wie ein Aushilfspfarrer. In dieser Funktion habe ich natürlich auch eine ganze Menge Hochzeiten gehalten.

Aber wie versteht, z.B. die evangelische Kirche, Hochzeit überhaupt? Lasst uns das mal genauer anschauen. Achtung: „Aha-Moment!“: Theologisch gesehen, ist in der evangelischen Kirche die Trauung ein „Dankgottesdienst nach dem Standesamt“! Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Kirche spendet ihren Segen für Eure Entscheidung, die ihr auf dem Standesamt getroffen habt. Das war es auch schon.

In der katholischen Kirche ist das nicht viel anders. Ok, ein wenig schon. Auch hier steht das Standesamt an erster Stelle – erst dann kann man sich kirchlich trauen lassen. Doch bei den Katholiken kommt hinzu, dass die Ehe als Sakrament zählt. Das ist in etwa wie bei den Evangelen – nur eben mit erhobenem Zeigefinger und mit deutlich drastischeren Konsequenzen, wenn das mal nicht hinhauen sollte, das, mit dem gemeinsamen Lebensweg für immer und ewig. Aber wenigstens flattert im Verständnis der katholischen Kirche, einem noch ein bisschen was an „Spiritualität“ entgegen und ist nicht ganz so nüchtern „ein weltlich Ding“ wie in der evangelischen Kirche.

Bei der freien Trauung steht in der Regel Eure Liebe im Mittelpunkt. Genau diese Liebe, die es vermag, dem Leben eine so besondere Erlebnisqualität zu verleihen. Eben diese Naturgewalt, die so eng mit dem Leben verwoben ist wie kaum etwas anderes! Dieses Macht, die einen meist mit offenem Mund darüber staunen lässt, wie sehr sie uns Menschen zu formen vermag. Meiner Ansicht nach, gibt es nichts spirituelleres als genau das: die Liebe zu feiern.

So gesehen, ist die Freie Trauung spiritueller als die Versionen, die in der Kirche angeboten werden. Aber noch eines ist mir an diesem Punkt wichtig: Die Freie Trauung ist nicht die „Nicht Kirchliche Alternative!“ Das ist in meinem Verständnis quatsch. Etwas „Freies“ kann nicht „nicht“ sein. Im Gegenteil. „Frei“ bedeutet, mit beiden Händen aus der Fülle zu schöpfen, sich nicht einzuschränken, das zu leben und zu gestalten, was man liebt. So gesehen könnt ihr in Eure Freie Trauung auch all das an Ritualen, Ideen und Wünschen packen, was Euch am Herzen liegt, was diese Zeremonie eben zu Eurer Zeremonie macht. Der Job Eures Trauredners dabei ist, dass alles mit Sinn und Verstand in Form und Ablauf zu bringen, so dass am Ende eine „Liturgie“ (lat. liturgia: heilige Handlung) dabei herauskommt (naja, zumindest wäre es schön, wenn meine KollegenInnen das auch so sehen würden).

Fazit: Wie denn nun heiraten?

Also, eins ist klar. Wenn ihr vor dem Staat als Ehepaar gelten wollt und auch in den Genuss etlicher finanzieller und rechtlicher Folgen kommen wollt, dann müsst ihr aufs Standesamt gehen und dort vor Zeugen und einem Beamten: „Ja!“ sagen. Dieses amtliche Ja ist auch Eure Eintrittskarte für eine kirchliche Trauung. Die beiden Großkirchen werden sonst für Euch keinen „Dankgottesdienst“ organisieren und Gottes Segen  schenken (oder wars der Segen der Kirche?).

Wer traditionell in eine der Kirchen, oder in irgendeine Freikirche hineingeboren wurde und auch mit all ihren Traditionen aufgewachsen ist, die eben zu einem guten „Kirchgänger“ gehören, für den ist mit Sicherheit eine kirchliche Trauung, eine ganz wichtige Sache. Aber bedenke, weder Eure Liebe, noch Euer Leben, noch Eure Entscheidung für die Liebe und füreinander stehen dort im Mittelpunkt. Und meiner festen Überzeugung nach, ist auch Gottes Segen nicht an eine Institution gebunden.

Meiner Meinung nach, ist die „Freie Trauung“ die einzig wirklich spirituelle Variante der drei Möglichkeiten, die Euch zur Wahl stehen. In der Regel steht in der Freien Trauung Eure Liebe und Euer Leben im Mittelpunkt von Ansprache bis Trauritual. Und ganz ehrlich, gibt es irgendwas spirituelleres als die Liebe & das Leben zu feiern?

Bei allem Abwägen dürft ihr aber eines  nie vergessen: Ihr heiratet einander, nicht eine Institution, nicht den Staat, nicht Eure Gäste. Es ist an Euch zu entscheiden, mit welcher Variante ihr Euren gemeinsamen Lebensweg als Ehepartner beginnen wollt. Dabei gibt es nur eine Regel: Ihr müsst Euch von Grund auf darin wohl und angesprochen fühlen. Dann ist es egal ob frei, oder kirchlich. Wenn ihr mit Eurem Herz dabei seid, wird dieses Ritual immer zu einem „heiligen“, ganz einmaligen und unvergesslichem werden.

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